Von Sessions, Kreativität und einer Tasse

barcamp köln barcampkoeln tasse do bes barcamp In neun Tagen ist es soweit und das BarCamp Köln startet zur achten Ausgabe. Und es wird höchste Zeit, über das Thema „Sessions“ zu reden. Zum einen sind wir natürlich neugierig auf Eure Ideen und Wünsche (und verraten auch gerne, was es mit der oben abgebildeten Tasse auf sich hat). Zum anderen wird es in diesem Jahr mit dem Creativity-Track erstmals einen eigenen „Themen“-Strang geben, den wir mit Unterstützung unseres Premium-Sponsors Kammann Rossi realisieren wollen – mehr dazu im Interview mit Carsten Rossi.

Die Vorab-Sessionsammlung

Wir als Orga stellen ja nur den Rahmen für zwei spannende Tage bereit – das eigentliche Programm kommt ja von Euch, jeweils morgens bei der Sessionplanung. Aber es ist gute Tradition, vorab schon mal Ideen, Vorschläge und Wünsche zu sammeln. Insofern laden wir Euch wie in jedem Jahr ein, unter Sessions schon mal Eure Vorschläge und auch Sessionwünsche einzustellen.

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Und als kleines Zückerchen bekommt in diesem Jahr jeder Teilnehmer, der eine oder mehrere Sessions am BarCamp-Wochenende hält, eine der hochexklusiven Tassen mit dem kölschen Spruch „Do bes BarCamp“ (für die Nicht-Kölner: Du bist BarCamp). Vielleicht ist das ja eine ganz kleine Zusatzmotivation für die Menschen, die noch nicht ganz sicher sind, ob sie eine Session halten wollen… 😉

Interview Carsten Rossi zum Creativity-Track

Carsten Rossi ist Geschäftsführer von Kammann Rossi, einer Agentur für Content Marketing und Corporate Publishing aus Köln, die in diesem Jahr das BarCamp Köln als Premium-Partner unterstützen (Danke!). Er rannte mit seiner Idee des Creativity-Tracks bei uns offene Türen ein und hat uns freundlicherweise vorab dazu einige Fragen beantwortet.

Carsten, Ihr sponsert dieses Jahr das Barcamp Köln und wollt einen eigenen Track „Kreativität“ einrichten? Wieso ausgerechnet dieses Thema?

Das ist beruflich bedingt. Wir machen bei Kammann Rossi viel Content Marketing und ich habe den Eindruck, dass wir alle in der Branche zu unkreativ sind. Ich kann das nicht empirisch belegen. Es gibt keine Studien zum Thema Kreativität im Content-Marketing. Zumindest habe ich bisher keine gefunden. Das ist einzig und allein eine Frage der persönlichen Beobachtung. Ich habe den Eindruck, dass wir die ganze Zeit voneinander abschreiben und dass wir alle die gleichen Formate benutzen. Es sind immer die gleichen „Sieben Bullet Point Posts“. Es sind immer die gleichen Whitepaper. Es sind immer die gleichen Formate. Vielleicht kennst du das alte Periodensystem des Content Marketings. Seitdem gab es eigentlich wenig Neues. Große, begeisternde Content-Ideen sieht man sehr selten. Das nervt mich und deshalb muss man darüber reden.

Warum gibt es so wenige gute, kreative Ideen?

Da muss ich ein bisschen ausholen: man muss sich vor Augen führen, dass Kreativität auf der einen Seite sicherlich eine Frage der Persönlichkeit ist. Es gibt Persönlichkeiten, Typen, die kreativer sind als andere. Es ist aber vor allem auch eine Frage des Prozesses. Kreativität hat einen mittlerweile wissenschaftlich mehr oder weniger belegbaren Ablauf, häufig als Vier-Phasen-Modell beschrieben. In der Vorbereitungsphase sammeln wir Material zu einem Problem, einer Frage, gucken uns alles an was wir wissen müssen, sprechen mit Menschen usw. Danach kommt die Inkubations-Phase. Inkubation, da geht es darum, nichts zu tun, zumindest nichts zum Thema. Man lässt das Gelernte einfach in sich arbeiten. Danach kommt die sogenannte Illuminations-Phase. Da kommt dann irgendwann dieser Geistesblitz, die Idee, die man braucht, um die Aufgabe zu lösen. Und dann, wenn man halbwegs klug ist, folgt noch die vierte Phase, nämlich die Verifikations-Phase, in der man überprüft, ob das, was man da ausgekocht hat, auch wirklich brauchbar ist.

Dieses Phasenmodell erweckt dummerweise den Eindruck, als sei alles perfekt planbar. Das Problem dabei ist, dass Phase zwei und drei, also Inkubation und Illumination, nicht gut planbar sind, weil es unbewusste, limbische Prozesse sind. Das heißt, ich schütte was rein und muss warten bis irgendwann irgendwas passiert. Nur sehr erfahrene Kreative wissen ungefähr, wie lange sie dafür brauchen. Ansonsten ist das schlecht vorhersagbar.

Welche Rolle spielt hier die Effizienz?

Damit sind wir mitten im Problem: Der European Communication Monitor 2018 hat festgestellt, dass fast 40 Prozent aller Kommunikationsverantwortlichen dauergestresst sind. Ein- oder mehrfach am Tag. Das heißt, sie haben dauernd das Gefühl, Ihre Arbeit nicht schaffen zu können. Deshalb hat jeder von uns seine To-Do-Listen, jeder von uns hat seine Microsoft Planner, seine Wunderlist und was weiß ich nicht alles. Und wir alle laufen die ganze Zeit gegen Deadlines: nächsten Mittwoch muss diese Aufgabe erledigt, diese Kampagne fertig sein. Wir sind so effizient organisiert, dass wir kreativen Prozessen absolut keinen Raum lassen. Es ist nicht fertig, wenn es gut ist, sondern dann, wenn der Chef oder Kunde will, dass es fertig ist. Niemand akzeptiert, dass ich noch „Inkubationszeit“ brauche. Niemand akzeptiert, dass ich mit dieser Begündung sage: „Können wir uns vielleicht nächsten Freitag, nächsten Montag oder wann auch immer wieder sprechen? Ich glaube, dann bin ich soweit.“ Das gäbe einen riesigen Aufstand und gälte als total unprofessionell.

Und was erwartest Du Dir jetzt vom Barcamp?

Zum einen erhoffe ich mir, dass Kreativität überhaupt erst mal auf die Tagesordnung kommt. Als Prozess. Das klingt seltsam, weil es ja so viele Kreativwettbewerbe etc gibt. Aber durch sie sehen wir Kreation ja immer als gegeben an, als Ergebnis. Dabei ist es wie gerade gesagt ein Prozess, den man hegen und pflegen muss, der Zeit braucht, der Unwägbarkeiten hat, der aber enorm wichtig ist in einer wissens- und kommunikationsgetriebenen Ökonomie. Ich möchte bewusst machen, dass „Kreation“ nicht ein Produkt ist, das vom Himmel fällt, kein Musenkuss, sondern dass sie Voraussetzungen hat, und einen Ablauf! Wenn wir das begreifen, werden wir bessere Arbeit machen.

Und natürlich hoffe ich auch, dass wir und die Teilnehmer des Barcamps neue kreative Impulse bekommen. Das können besondere oder unerwartete kreative Leistungen sein, die wir uns ansehen, die uns begeistern und die uns „Food for Thought“ geben. Oder Kreativitätstechniken, die uns auf die Sprünge helfen, die in jeder Phase der Kreativität helfen können, bessere Arbeit zu machen. Oder Prozessideen, z.B. aus dem agilen Bereich, in den ich viel Hoffnung setze, was Kreation angeht. Agile Prozesse sind grundsätzlich iterativ, so wie auch Kreativität iterativ ist und gibt uns eine viel größere Flexibilität den kreativen Prozess auch in unseren Arbeitsalltag einzubauen. Und wenn vielleicht noch ein Design Thinker unter den Teilnehmern ist, würde mich das auch sehr freuen. Das ist in der Kommunikationsbranche noch viel zu wenig bekannt. Letztlich aber ist wie bei jedem Barcamp jeder herzlich willkommen, seine eigene Kreativität, seine Leistungen und Anregungen zu diesem Thema vorzustellen. Je wilder, desto besser.

Danke für das Interview, Carsten!

Zum einen möchten wir an dieser Stelle noch auf die aktuelle Ausgabe des Podcasts von Carsten verweisen, in dem er sich Anfang der Woche auch mit dem Thema beschäftigt hat.

Und natürlich möchten wir Euch einladen, auch den Creativity-Track mit Leben zu füllen. Bringt Eure Techniken und Ideen mit und gerne auch das passende Material (neben Flipchart etc., das bereits vorhanden ist), egal ob es um Knetgummi, Legosteine oder andere Dinge geht, die wir vielleicht nicht vor Ort haben. Eintragen könnt Ihr Eure Ideen (auch für die Sessionsammlung insgesamt) gerne unter Sessions. Wir sind gespannt!

BarCamp Köln im Web

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